„Ganz allein???“ … „5 Monate lang???“ … „Also, ich könnte das nicht!“


Das waren die gängigen Reaktionen, sobald meine Idee bekannt wurde. Und an manchen Tagen war ich selbst im Zweifel, ob ich nicht gerade des Wahnsinns fette Beute wurde. Immerhin: ich riskiere meinen Job, schmeiße alle meine Ersparnisse zum Fenster raus und überlasse meinen großzügigen Mann sich selber. Da kann man sich schon fragen, ob man eigentlich noch alle Tassen im Schrank hat.

 

Und das habe ich in vielen schlaflosen Nächten auch getan, in denen ich mir ausgemalt habe, dass ich entweder den verkehrstechnischen Supergau hinlege und verklagt werde, bis ich Altersarmut im Obdachlosenasyl buchstabieren kann oder von einem ausgeflippten Waffenfanatiker über den Haufen geschossen werde und die Heimreise mit den Füßen voran antrete. In den milderen Albträumen hat mir der Zoll nur die Herausgabe des Wohnmobils verweigert oder ich mußte meine Tour mittendrin drastisch abkürzen, weil mir das Geld ausging. Und trotzdem war die Idee zu verlockend, obwohl ich das bis vor 2 Jahren so gar nicht auf dem Schirm hatte.

 

Mein Herzenswunsch war seit meinen Interrail-Tagen eigentlich nur gewesen, Urlaub machen zu können, bis er mir rechtschaffend zum Hals heraushing. Als ich 20 war, hatte ich nicht das Geld dafür und ich war nicht abenteuerlustig genug, es ohne zu probieren. Mit 30 konnte ich es mir immer noch nicht leisten und hatte zusätzlich auch noch ein kleines Kind zu versorgen. Ein Jahrzehnt später unternahm unser Sohn vielversprechende Anstrengungen erwachsen zu werden und bei unserer Baufinanzierung sahen wir das Licht am Ende des Tunnels. Also begann ich die Urlaube zu planen, von denen ich schon vor 20 Jahren geträumt hatte. Bis es bei uns gesundheitlich zweimal kräftig ins Kontor eingeschlagen hat. Es brachte uns die heilsame Erkenntnis, dass es töricht ist, Pläne auf später zu verschieben. Wir leben im Hier und Jetzt. Die Vergangenheit ist unwiderruflich weg und was die Zukunft bringt, wenn sie denn überhaupt etwas bringt, weiß kein Mensch. Also tun wir, was uns Spaß macht und zwar jetzt.

 

Und dann kam ROLLI ! Mitsamt seiner exzentrischen Idee, für ein paar Monate aus seinem Alltag auszusteigen und die Zeit mit Kind und Kegel in Amerika zu verbringen. Diesen Wunsch konnte ich quasi aus dem Stehgreif mühelos nachvollziehen und im Laufe unzähliger Telefonate geriet ich irgendwann vom Nachvollziehen zum Selbermachen. Und schon war ich mittendrin im unglaublichsten Abenteuer, das ich je erlebt habe ...