„Verschiffung???“ … „Krankenversicherung???“ … „Stromstärke???“ … „Campgrounds???“ ...


Es klang eigentlich ganz einfach – 5 Monate Auszeit bedeutet Geld für 5 Monate sparen und sich überlegen, wohin ich wann und wie reisen will. Eigentlich …

Mir war klar, dass ich nicht einfach meinen Koffer packen und fliegen würde, aber was wirklich an Planung hinter einem solchen Projekt steckt, wusste ich natürlich noch nicht.


WIE?

Im Auto, im Wohnmobil, mit dem Zug? Es gibt viele Möglichkeiten, aber recht schnell war klar, dass ich die Unabhängigkeit des Wohnmobils bevorzuge. Da wir zu dieser Zeit noch kein eigenes Womo hatten, fragte ich natürlich bei diversen Agenturen an und mich traf fast der Schlag. Die Kosten beliefen sich für eine durchgängige Miete von 5 Monaten zwischen 20.000 € und 25.000 €. Nicht zu finanzieren! Ständig zu wechseln, um günstige Angebote nutzen zu können, würde mich in meiner Reisefreiheit viel zu sehr einschränken und den Ärger mit den Womovermietern wollte ich auch nicht haben.

Eine Weile hörte ich Rollis Plänen zu, sich ein Womo zu kaufen und dort wieder zu verkaufen. Aber beruflich hatte ich schon zu viele misslungene Autokäufe zu bearbeiten gehabt, als dass ich mir diese Zeit mit einem Fehlkauf verhageln lassen wollte. Also blieb nur das eigene Womo und damit fing intensive Recherche an, welches wohl am Besten zu meinem Plan passen würde. Wir besuchten Händler, gingen zur Caravanmesse und wurden am Ende schließlich fündig. Wir kauften einen Bürstner Travel Van, perfekt für 2 Personen, noch perfekter für mich allein.


WOHIN?

Schwierige Frage. Ich begann damit, mir eine Liste zu machen, was ich unbedingt sehen wollte.Und damit wurde mir die Größe des Landes erstmal bewußt. Zwischen den einzelnen Stops lagen weite Strecken, die es vernünftig einzuteilen galt. Die Planung lief die ganze Zeit nebenher mit und ist bis einschließlich Juni nun abgeschlossen. Den Juli habe ich mir bewusst offen gelassen. Es gibt für die Rückkehr nach Baltimore 2 Alternativrouten und ich werde mich spontan entscheiden, welche ich nun fahren werde.


WANN?

Die Reisezeit stand recht schnell fest. Ich würde so früh wie möglich im Jahr in Florida starten, um dort der schwülen Hitze zu entgehen und rechtzeitig vor dem jährlichen Ansturm der Amerikaner in den Nationalparks in Arizona und Utah zu sein. Am 1. März 2016 geht es los.


UND DANN DER REST....

Visum, Verschiffung, Versicherungen, Finanzierung, Zusatzausstattung Wohnmobil, Campgrounds aussuchen, Reiseliteratur wälzen, Handytarife, Internet, Sightseeing, Toll...


Je mehr ich recherchierte desto mehr musste überlegt und geplant werden. Eine riesige Hilfe war das Internetforum „Wohnmobil-Abenteuer.de“, in dem ich in einem eigenen Thread über mein Vorhaben berichtet habe und viele Tips bekam.

(https://www.womo-abenteuer.de/forum/community/quasselecke/alleingang)

Für alle, die es genau wissen wollen, hier die CHECKLISTE, was alles zu erledigen ist:

► „Visum“ der amerikanischen Botschaft
     Genaugenommen ist es gar kein Visum, sondern nur eine Art „Unbedenklichkeitsbescheinigung“.
     Das eigentliche Visum bekommt man bei der Einreise beim Immigration Officer.

► Internationaler Führerschein
     Ich habe meinen uralten grauen Führerschein gegen einen ziemlich langweiligen 
     EU-Führerschein eingetauscht. Gleichzeitig kann man bei der Zulassungsstelle einen
     Internationalen Führerschein bekommen, der 3 Jahre lang gültig ist.

► Internationale Zulassung
     Bekommt man ebenfalls bei der Zulassungsstelle

► amerikanische Haftpflichtversicherung für Wohnmobil

     Die deutsche Versicherung gilt nur im europäischen Ausland. Also muss man mit einer
     amerikanischen Versicherung Kontakt aufnehmen, die willens ist, ein ausländisches
     Fahrzeug für eine begrenzte Zeit zu versichern.

► Verschiffung Wohnmobil
     Man kann ein Unternehmen wie Seabridge (etwas teurer, dafür erledigen sie den Papierkram)
     beauftragen oder mit einer Reederei wie Wallenius Wilhelmsen verschiffen, die die Zollpapiere 
     auch beschafft.

► Broker einschalten  für amerikanische Zollpapiere und Escortservice in den Hafen. Eine Liste der
     Broker habe ich von der Reederei erhalten.

► EPA ( Letter of Approval for Temporary Import) besorgen
► Vereinbarung mit der deutschen Haftpflichtversicherung für die Zeit im Ausland treffen.
     Sobald die Verschiffungsdokumente vorgelegt werden, wird anteilig die Versicherungssumme
     erstattet. Das Wohnmobil muss aber für die amerikanische Versicherung zugelassen bleiben.

► Auslandskrankenversicherung
     Auch hier gilt, dass die deutsche Versicherung nicht in Amerika gilt. Viele Versicherungen und
     auch der ADAC bieten diese an.

Und natürlich viele, viele PRAKTISCHE ÜBERLEGUNGEN:

 

► Finanzen

     wieviel Geld brauche ich? Lohnen sich Reisechecks? Wieviel Bargeld soll es sein? Bankcard oder
     Kreditkarte? (Bankkarte mit „V-Pay“ funktioniert in Amerika nicht)

► Fahrrad mitnehmen oder besser leihen?

► Adapter für amerikanische Gasflasche besorgen

► Stromwandler für das amerikanische Stromnetz
     Die Stromversorgung dort ist 110 Volt Wechselstrom und bei uns 220 Volt.

► alte Nummernschilder als Ersatz für "Schwund"

► Backmaschine
     Nach spätestens 3 Wochen im Ausland könnte ich regelmäßig für ein gescheites Stück Brot
     morden.

► Umrechnung Meilen in Kilometer und Meter in Feet
     Es wäre fatal, wenn ich die Maße des Wohnmobils in aller Eile umrechnen müsste, um zu sehen,
     ob es irgendwo drunterher paßt. Bei meinen mathematischen Fähigkeiten wahrscheinlich auch
     noch ziemlich teuer!

► Handy ???
     Mich als Telekommunikationsanalphabeten zu bezeichnen wäre noch geschmeichelt. Ich habe
     keine Ahnung, was die Tarife bedeuten, das Vokabular ist mir völlig fremd und ehrlich gesagt, ich 
     glaube nicht, dass ich auch nur die Spur sicherer wäre, wenn ich ein solches Ding dabei hätte. Und
     obendrein hasse ich es, jederzeit erreichbar zu sein. Ich werde mir trotzdem eines besorgen, um
     der Lawine von gutgemeinten Ratschlägen zu entgehen.

► Reiseapotheke bestücken
► Karten für Navi besorgen
     Unser Navi ist zwar etwas eigenwillig, aber es ist definitiv eine Hilfe.

► Kindle bis zum Anschlag mit Lesestoff laden

     oder Reederei beschwatzen, dass ich eine Kiste mit Büchern im Stauraum mitverschiffen darf.

► grobe Route planen
     Ich werde mich sowieso nicht daran halten, aber es hilft, die Zeit und die Entfernungen zu
     strukturieren.

► Verbesserungen im Wohnmobil
     Für mich war klar, dass ich so unabhängig wie möglich sein wollte. Also hat unser Wohnmobil
     eine Solaranlage und eine zweite Bordbatterie bekommen. Da ich mein Oldtimerfahrrad
     (mindestens 40 Jahre alt und ohne jeglichen Schnickschnack) mitnehmen will, hat es auch ein
     Trägersystem und gleichzeitig eine Anhängerkupplung bekommen.
     Außerdem nehme ich Ersatzteile wie Öl-, Luft- und Pollenfilter sowie Wasserpumpe mit.

 


Nicht zu vergessen: das eigentliche VERGNÜGEN, die Planung selber!

 

Nur wer selber leidenschaftlich gern verreist kann nachvollziehen, wieviel Spaß es macht, Reiseführer zu lesen, im Internet zu recherchieren und Kartenmaterial zu studieren. Und hier die vorläufige Routenplanung - mal sehen, was zum Schluss davon übrig bleibt.

Und für alle, die sich fragen: WARUM, ZUM TEUFEL?

ist hier ein Beitrag, der sich anzuhören lohnt.